Die Peloton-Aktie gehört zweifelsohne zu den klaren Krisengewinnern der Corona-Pandemie. Der erst im Jahr 2019 an die Börse gegangene amerikanische Hersteller von Fitnessgeräten profitierte überproportional von der Schließung diverser Fitnessstudios im letzten Jahr sowie dem allgemeinen stay-at-home Trend. In der Spitze konnte die Aktie knapp 800% Kursgewinn verbuchen. Den Höchststand erzielte der Titel erst am vergangenen Donnerstag mit knapp 132 €.
Onepeloton: Starke Quartalszahlen, aber…
Wie erwartet fielen die Quartalszahlen am vergangenen Freitag bärenstark aus. Peloton konnte schwarze Zahlen verbuchen, immerhin 63 Millionen Dollar nach einem Verlust im Vorjahresquartal von knapp 55 Millionen Dollar. Der Umsatz konnte sich binnen eines Jahres mehr als verdoppeln und knackte zum ersten Mal die Marke von 1 Milliarde Dollar, vor allem durch die starken Verkäufe beim Peloton Bike. Der bereits zuvor heiß gelaufenen Aktie konnten diese Zahlen jedoch keinen Schub mehr verleihen, sie verlor noch mit Bekanntgabe der Zahlen am Freitag fast 10 %. Angesichts des makellosen Zahlenwerks dürfte es sich in diesem Fall wohl vorwiegend um Gewinnmitnahmen handeln, die nach dem Motto „Sell on good news“ häufig bei Aktien zu beobachten sind.
Charttechnisch befindet sich die Aktie zudem bereits seit Mitte Dezember 2020 in einer Phase der Konsolidierung. Aktionäre, die seit Anfang 2020 dabei waren, konnten hierdurch zum Verkauf der Papiere angeregt worden sein. Aber auch in den Zahlen und dem Ausblick selbst fanden sich eine Kratzer.
Peloton Aktie: Das starke Wachstum hat auch Schattenseiten
Das Unternehmen hat zunehmend Schwierigkeiten, die zahlreichen Bestellungen zu verarbeiten. Beispielsweise musste der Marktstart einzelner neuer Fitnessgeräte bereits um mehrere Monate verschoben werden. Und auch sonst sind die Wartezeiten bei Bestellungen auffällig lang und ziehen sich teilweise über 10 Wochen und mehr. Es scheint gesichert, dass Peloton diese Probleme in den Griff bekommt, nur fragt man sich, zu welchem Preis?
Nicht wenige Unternehmen mussten in der Vergangenheit feststellen, dass starkem organischem Wachstum auch überproportional steigende Kosten gegenüber stehen können, die die Margen und die Rentabilität des Unternehems drücken können. Sollte das Wachstum des letzten Jahres in den Folgejahren fortgesetzt werden können, wird die Profitabilität des Unternehmens aller Voraussicht nach nicht unter den zusätzlichen Kosten leiden. Doch was, wenn im Zuge der Impfstoffentwicklung die Fitnessstudios wieder aufmachen und die Kunden vermehrt von Heimtrainern wieder Abstand nehmen?
Prognose für die Peloton Aktion: Ausblick stark, aber auch riskant
Im Gegensatz zu Unternehmen, die von der Digitalisierung und der Zunahme der Home-Office-Aktivitäten auch langfristig profitieren dürften, könnte der positive Effekt des Lockdowns bei Peloton nur temporärer Natur sein. Sobald Fitnessstudions und Sporteinrichtungen wieder dauerhaft öffnen dürfen, beginnt für Peloton die spannende Zeit, in der sich zeigen wird, ob das Unternehmen die hohen Erwartungen langfristig erfüllen kann. Ein Blick in den Peloton Blog zeigt aber, daß die Begeisterung der Community so groß zu sein scheint, daß eine Wiedereröffnung der Fitnessstudios keinen großen Einfluss haben dürfte. Anders sieht die Situation für potentielle Neubestellungen des Peloton Bike aus.
Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 400 geht der Markt von einer stabilen Weiterführung der letztjährigen Umsatz- und Gewinnentwicklung aus. Angesichts der zunehmenden Freiheiten im Zuge der Corona-Pandemie könnte diese Bewertung doch zu ambitioniert sein.
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